Turnende Vereine Wallisellen

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Dieser Beitrag ist vom 18. September 2005. Kategorien: Männerriege, Turnfahrten / Ausflüge.

Bergturnfahrt Mänerriege 2005

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Wer schreitet so früh durch Morgen und Wind?
Es ist ein Riegler mit nasskaltem Grind.
Er hat den Wanderstock wohl in dem Arm,
Der Regenschutz hält ihn bei Sauwetter warm.

Mein Freund, was hast du für Ring‘ im Gesicht?
Hast fein du geschlafen denn diese Nacht nicht?
Ach lass mich, du Quälgeist, ich bin noch ganz steif.
Für Spässchen am Bahnhof, die Zeit ist nicht reif.

“Erlkönig“ (frei nach Johann Wolfgang Goethe, 1749 – 1832)

Damit ist eigentlich der Reisebeginn schon beschrieben. Der Gedanke an absagen kommt bei uns Rieglern schon gar nicht auf, obwohl die Wettervorhersage Schnee verspricht bis hinunter auf 1500 Meter, und obwohl die Tour auf deutlich über 2000 Meter gehen soll. Was ein guter Reiseleiter ist, reagiert flexibel, vor allem, wenn er diese Situation nicht zum ersten Mal erlebt. Also fahren wir mit dem Zug nicht wie vorgesehen nach Silenen, sondern nach Luzern. Hier fängt die Wanderung an, die aber eine kurze ist, denn sie führt uns zum nur 40 Minuten entfernten Verkehrshaus.

Die meisten von uns sind schon länger nicht mehr in diesem „Haus“ gewesen und einige auch noch nie im IMAX Kino. Es ist also eine sehr gute Idee von Reiseleiter Ueli, die Bergwanderung in die Ebene zu verlegen und dafür die Berge im Film “Geheimnisvoller Nil“ anzuschauen (der Nil entspringt schliesslich auch in den Bergen). Es bleibt genügend Zeit, um sich auch mit dem Verkehr im Haus zu befassen, den Magen zu füllen und sich um das geklaute Handy von Walti zu kümmern. Leider ist es schon so, geklaut ist geklaut, und wenn man den Dieb nicht gleich bei seiner Untat erwischt, ist nichts mehr zu machen. Hoffentlich hat Walti eine anständige Versicherung.

Mit schnellen, grossen Schritten eilen wir wieder dem Bahnhof zu, und 15 Sekunden, nachdem der letzte von uns eingestiegen ist, fährt der Zug ab. Das ist Timing! Da natürlich mit der Reiseumstellung auch die Platzreservation im Zug dahinfällt, sind wir auf reguläre freie Plätze angewiesen. Mit (leider) nur 11 Teilnehmern ist das aber kein Problem.

Statt Aufstieg nach Ankunft in Silenen entern wir nach Ankunft in Intschi gleich die kleine Standseilbahn und lassen uns in die Höhe zum Arnisee tragen. Der dicke Nebel packt uns ein und gibt uns gerade mal den Blick frei auf die nächsten 20 Meter. Da kommt es uns sehr gelegen, dass unsere Hütte nur 19 Meter von der Bergstation entfernt ist. Beim Eintreten in die Gaststube empfängt uns wohlige Wärme und freundliche Bedienung.

Schnell bildet sich eine Viererschaft um den Jasstisch. Die anderen teilen sich auf in Nebelwanderer und Beizenplauderer. So gegen sieben Uhr sind wir dann alle wieder vereint am hübsch gedeckten Tisch, geniessen bald das Salatbuffet und anschliessend das Fondue Chinoise, zusammen mit einem feinen Rotwein aus Spanien. He ja, das Reusstal ist halt nicht gerade bekannt für Rebberge, also ist nichts mit einheimischem Wein.

Im Nu stehen die Stunden- und Minutenzeiger bei der Zahl zwölf übereinander (ich könnte auch ganz einfach schreiben, “im Nu ist es Mitternacht“, aber das ist zu einfach). Glück hat, wer in den Mehrmatratzenräumen keinen Schnarchler neben sich hat, sonst fehlen eben ein paar Stunden Schlaf.

Am Morgen, nach ausgiebigem Frühstück, eher später als früher, wandern wir los. Ein Anruf in die Leutschachhütte (wie habt ihr es dort oben?, aha, 4° warm und dicker Nebel, ah, ihr schliesst bei diesem Wetter heute die Saison ab?) lässt die Höhenwanderpläne vergessen. Der Entscheid, Richtung Gurtnellen zu auszuweichen, ist richtig, denn auch wenn sich im Lauf des Tages sogar die Sonne zeigt, bleiben die Nebelfelder hartnäckig an den Bergflanken kleben.

Alles in allem sind wir heute immerhin mehr als 4 Stunden zu Fuss unterwegs, bis wir in Amsteg aufs Postauto warten. Der obergriesgrämige Empfang im Restaurant gegenüber der Haltestelle scheint wieder einmal typische Gastfreundschaft im Gastgewerbe zu sein, die das entsprechende Vorurteil bestätigt, in der Schweiz sei der Kunde ein Störfaktor. Wenigstens ist der Hund, der unser Gepäck bewacht, ein freundlicher, etwa 70 Kilo schwerer Fellhaufen.

Wir erreichen unsere gewohnte Umgebung mit einer Stunde Vorsprung aufs Reiseprogramm. Ueli, wir danken dir herzlich für deine tadellose Reiseleitung und Betreuung. Ich bin sicher, keiner hat es bereut, dabei gewesen zu sein.

Jürg Deller

 

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