Die Curlinghalle ist heute Abend für uns reserviert, wie alle Jahre um diese Zeit, zum achten Mal hintereinander. Es ist wettermässig ein schöner, milder Abend, fast zu schön, um sich in eine Eishalle zu begeben, wo es ganze 4° kalt ist. Doch die Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt, denn es wurde bis jetzt immer ein sehr vergnüglicher Abend.
Die mentale Vorbereitung ist natürlich enorm wichtig. Zum Beispiel darf nur wenig oder gar nichts zuvor gegessen werden, denn wie könnte man sonst den anschliessenden Spaghettiplausch sorglos geniessen. Auch an die korrekte Füllung des Geldbeutels muss gedacht werden – wer bei der Bezahlung der Eismiete mit Zweihunderternoten zahlen will, wird schräg angeschaut. Oder dann die Schuhe: Die müssen vorgängig pingelig gereinigt werden, vor allem die Sohlen, denn ein verlorenes Steinchen aus der Sohle auf dem Eis kann über Sieg oder Niederlage entscheiden (ehrlich). Der Eismeister hat uns einmal mehr eine tadellose Eisfläche präpariert, und unsere altbewährten Organisatoren Paul Keller und Martin Würgler haben für optimale Bedingungen gesorgt.
Die “Blitz-Curlingschule” wartet mit einer Neuerung auf. Wir üben die Vorwärtsbewegung bei der Steinabgabe mit zwei Steinen.
Somit ist jeder sofort mit 40 zusätzlichen Kilo unterwegs – soviel wiegen 2 Steine. Zum Glück müssen wir diese nicht tragen, sondern nur anstossen. In früheren Zeiten trug jeder Curlingspieler seine eigenen Steine an ein Turnier und gab acht, dass er sie wieder sicher nach Hause brachte. So ein Stein hält Jahrzehnte, wenn er richtig behandelt wird.
Genug der Theorie, nun wollen wir spielen. Paul Keller hat die Gruppenzusammenstellung schon zu Hause aufgrund der Anmeldungen vorgenommen. Nun kann er sie einfach mitteilen, und jeder weiss, zu wem er gehört und auf welcher Bahn er spielt. Da ich kein intensives, dreijähriges Training vorweisen kann, gelingen die Steine oft nicht wie gewünscht. Auch Koni hat noch nicht Olympiareife erlangt. Nur Walti Baumgartner scheint der Sache schon deutlich näher zu kommen.
Bruno Grossmann, unser Skip, hat aber eine Riesengeduld mit uns. Er zuckt nicht mit der Wimper, wenn er mich auf dem Eis liegen sieht nach einem verunglückten Versuch der Steinabgabe. Dafür wischen wir wie die Weltmeister, wenn der entsprechende Befehl ergeht. Sogar wenn auf der Nachbarbahn der Ruf “Wüsche, feeeescht” erschallt, wische ich manchmal, bis ich merke, dass nicht ich gemeint bin. Dabei sieht alles so einfach aus am Fernsehen.
Die erste Hälfte des Turniers verlieren wir knapp. Der Vorteil dabei ist, dass dafür der Sieger das Getränk in der Pause bezahlt. Der Gegner nach der Pause scheint zu Beginn leichter zu schlagen zu sein. Doch oh je, wir verlassen das Eis wiederum mit einer zwei auf dem Rücken, diesmal noch deutlicher. Aber es hat Spass gemacht, und die Zeit verging im Nu.
Wir sitzen gemütlich zusammen und lassen uns den Salat und die Spaghetti mit Zutaten schmecken. Der Aufruf am Vortag, noch ein paar fehlende Preise zu organisieren, hat Früchte getragen. Der Gabentisch ist reich gedeckt. Diesmal hat Skip Würgler mit seiner Mannschaft den Sieg errungen; wir sind auf dem achten, äh, letzten Platz gelandet. Aber es gibt ja nächstes Jahr ein neuntes Mal Curling für uns, da können wir uns revanchieren.
Paul beendet die Preisverteilung und wünscht uns dann noch einen schönen Ausklang des Abends. Also, meiner geht in den nächsten Tag über, denn an unserem Tisch laufen interessante politische Gespräche. Erst so um zwei Uhr kehrt bei mir Ruhe ein. Ich weiss, dass sich der Wecker am Morgen vor sieben Uhr meldet.
Paul, Martin und Küchenmannschaft, einmal mehr herzlichen Dank für diesen Abend, den ihr uns ermöglicht habt.
Jürg Deller