Schul-Sommerferien heisst bei uns nicht einfach 5 Wochen Nichtstun, im Gegenteil, da läuft bekanntlich immer etwas. Es beginnt mit dem traditionellen Familienausflug, diesmal organisiert von Ueli. Was das oft heisst, weiss fast jeder, nämlich von oben kommts feucht. Diesmal läuft der Anlass unter Schönwetterprogramm. Das Schlechtwetterprogramm hat den identischen Ablauf des Schönwetterprogramms, man füge einfach einen Regenschirm bei.
Besammlung am “Bahnhof“, und schon geht’s los. Markus Näf bemerkt ungern, dass sich die Sohle seiner Wanderschuhe löst. Drei Schritte entfernt vom Besammlungsplatz kann man Schuhe kaufen, was unser entscheidungsfreudiger Markus innert ein paar Minuten erledigt. Schon wieder vor der Türe, rennt ihm der Verkäufer noch nach mit der Spraydose, um die Schuhe zu imprägnieren. Was für ein Start!
Zürich-Unterland, altbekannt mit dem Auto, weniger bekannte Variante im Zug mit erstem Halt in Eglisau. Dummerweise fährt die DB zu unserem nächsten Etappenziel erst in etwa 40 Minuten, und dummerweise hat es gleich nebenan ein Hotel mit Restaurant, und dummerweise zum Dritten hat es auch noch geöffnet. Naheliegend, dass sowas nicht unbemerkt bleibt. Danke dem Kaffeesponsor, der die Zeit für die Rechnungsstellung markant verkürzt.
Jestetten ist unser nächstes Ziel, wo dann der Weg sanft und stetig ansteigend mit eigener Kraft bewältigt wird. Die Schlechtwetterutensilien werden rege benützt; die Stimmung erleidet deswegen aber überhaupt keine Einbusse. Hier wird mal auf einen besonders grossen Pilz gezeigt, dort wird eine Weinbergschnecke von der Wegmitte zum sicheren Rand gerettet, hier sieht manche(r) eine besonders auffällige Nacktschnecke, dort hat wieder einer die richtige Abzweigung verpasst, kurz, die Zeit vergeht rassig. Eine Waldhütte kommt in Sicht, und alle inklusive der Organisator sind erstaunt, dass ein Apéro auf uns wartet. Die Idee dazu kommt von der Firma Deuber in Osterfingen, bei der wir zur Degustation und zum Mittagessen angemeldet sind. Ein polnischer Landsmann, der seit zehn Monaten hier arbeitet, schenkt zusammen mit seiner in den Ferien weilenden Tochter feinen Rosé ein.
Nach kurzer Zeit kreuzen drei Jägersleute auf, mit einem Hund auf dem Rücksitz ihres Fahrzeugs. Es ergibt sich ein interessantes Gespräch, derweil der Hund sich am Eisengrill nebenan die Zunge schwarzleckt. Das Ergebnis des Gesprächs: Ein Hirsch und ein Wildschwein werden in den nächsten Tagen oder Wochen den Speiseplan einiger Rieglerfamilien ergänzen.
Mit etwas Verspätung auf die Marschtabelle setzen wir unseren Weg fort Richtung Osterfingen im Klettgau. Hier, im Ochsechäller der Familie Deuber, treffen wir auf Walti und Annette, die gemeinsam mit uns degustieren und essen. Als Alleinunterhalter bringt uns Markus Näf immer wieder zum Lachen – wir bilden also eine wirklich fröhliche Tafelrunde. Es gefällt uns so gut, dass wir ganz plötzlich feststellen müssen, wie die Zeit knapp wird, um den Zug in Wilchingen-Hallau zu erreichen. Ausgangs Wilchingen will es das Schicksal gut mit uns in Form eines Linienbuses mit dem Ziel Bahnhof. Die ganze Gesellschaft erreicht dieses Etappenziel gerade noch rechtzeitig, um den DB-Zug Richtung Schaffhausen zu entern. Mit einem weiteren Zwischenstop in Oerlikon erreichen wir unsere engere Heimat zur publizierten Zeit, inzwischen ohne aufgespannten Regenschirm, denn die versprochene Wetterbesserung für den Abend ist eingetroffen. Ueli, herzlichen Dank für den schönen Tag, den du uns ermöglicht hast.
Jürg Deller