Turnende Vereine Wallisellen

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Dieser Beitrag ist vom 21. Juli 2012. Kategorien: Männerriege, Turnfahrten / Ausflüge.

Familienausflug MR

Es ist wieder so weit: Der Tag des Familienausflugs ist da, der Organisator ist Ueli Gerber, das Wetter ist  . . . ? Aber klar doch, regnerisch und trüb. Armer Ueli, schon wieder „Gerberwetter“. Er nimmts gelassen, und trotz feucht von oben ist eine stattliche Anzahl von Teilnehmenden bereit. Übrigens – Wikipedia ist ein gutes Gefäss für Berichte, auch solche von Elm, und da liest man in mindestens 50% der Geschichten das Wort Regen und trüber Tag. 19 SBB-Kontrollmarken verteilt Ueli an die pünktlich(!) Erschienenen. Das Thema und die Gelegenheit zum ungezwungenen Zusammensein interessieren offensichtlich.

Der „Glarner Sprinter“ bringt uns in nullkommanichts, also in gut eineinhalb Stunden, nach Schwanden, wo uns der „Glarner Bus“ als Ersatz der ehemaligen Sernftallbahn für die letzte Teilstrecke nach Elm übernimmt. So wie der rast, ist er sicher schneller als damals die Bahn.

Ueli gibt uns am Bestimmungsort eine kurze Lektion in Schweizergeschichte vom ausgehenden 18. Jahrhundert, wo der russische Feldmarschall Alexander Wassiljewitsch  Suworow in Elm die Hauptrolle spielt. Die Einwohner von damals hiessen die Russische Armee willkommen, denn sie erschienen eher als Befreier denn als Besatzer wie die Franzosen. Suworow führte seine Armee bei winterlichen Wetterbedingungen über den Panixerpass (2403 m.ü.M) von Elm nach Pignin GR ins Vorderrheintal, wo endlich wieder wärmeres Wetter und Essbares zu erwarten war. Doch zurück zu unserem Ausflug.

Das Dorf Elm hat viele wunderschöne, alte Häuser, die zusammen, ohne Bausünden dazwischen, den Dorfkern bilden. Eines davon ist angeschrieben mit Hotel Restaurant Elmer, wo das Mittagessen für uns bereitsteht. Der Grill auf der umfunktionierten alten Lore (Grubenwagen) ist voll in Betrieb für unsere Stollen-Steaks, die mit Salat und einem Härdöpfel in Alufolie garniert sind, neudeutsch Baked Potatoe genannt.

Nun sind wir bereit für die Führung in der alten Schieferfabrik. Frau Brühwiler macht das sensationell gut. Man merkt, dass sie Erfahrung hat und mit Freude dabei ist. Zuerst ist der Schieferabbau Thema, der damals so dilettantisch betrieben wurde, dass es am 11. September 1899 zum bekannten Bergsturz in Elm kam. Traurige Bilanz: 114 Todesopfer, mit dabei viele Helfer und Helferinnen, und ein Abbaustop, der erst nach 10 Jahren endete.

Die Fabrik blieb in Betrieb bis 1983 und wird seither als Stiftung weitergeführt. Schiefertafeln für Schulen und Jassequipen, zusammen mit Souvenirartikeln, waren die letzten hergestellten Artikel. Für eine Jasstafel brauchte es 30 (!) Arbeitsgänge, bis alles perfekt stimmte. Die diversen immer noch arbeitsfähigen Maschinen sind beeindruckend. Wenn die Motoren laufen und das Gewirr von Transmissionsriemen in Bewegung ist, rattert und kracht und staubt es so, dass wir eine Ahnung bekommen, wie es damals war. Unter anderen Ausstellungsstücken gibts auch ein Buch mit dem Titel „Adressbuch der Schweiz für Industrie, Gewerbe, Handel und Export“ von 1929. Unter Wallisellen erscheinen für uns Leute im gesetzten Alter (schön geschrieben, nicht wahr? – ich hätte auch Gruftis schreiben können) noch bekannte Namen wie „Waldschenke“: Luigi Danieli, „Ärzte“: Dr. K Knecht, „Velos Engros“: Fries Jakob oder „Abfälle“ Gebrüder Bertschinger & Co, Telefon-Nr. 2 (einstellig, nicht siebenstellig mit Vorwahl). Die offenen, scharfen, rotierenden Holzbearbeitungsscheiben hatten kaum einen Schutz – SUVA lässt grüssen. Mit besonderer Sorgfalt gelang es trotzdem manchem, seine 10 Finger bis zum Schluss seines Arbeitslebens heil zu halten.

Die Führung geht länger als vorgesehen, aber niemand ist deswegen traurig. Natürlich reicht die Zeit deshalb nicht mehr für eine kurze Wanderung, aber auch hier ist niemand enttäuscht, denn Nass und Nebel wirken nicht sehr motivierend.

Die Zugfahrt nach Hause hat noch eine Überraschung für uns bereit. Bruno hat an unser Wohl gedacht und einen Apéro vorbereitet, hipp hipp hurra. Bei der Ankunft im HB Zürich kommt es noch zur Versöhnung mit dem Wetter, wo wir von ein paar Sonnenstrahlen begrüsst werden. Das gibt Anlass für ein paar Unentwegte, in Oerlikon den Zug zu verlassen und nach Wallisellen zu wandern. So ist auch der Fitness Genüge getan. Ueli, Bruno, ihr habt den schiefersteinernen Organisationsorden verdient – herzlichen Dank.

Jürg Deller

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