Turnfahrt 21. – 23.09.2018, Val de Travers
Abenteuer, Action, Kultur, Kulinarisches und eine wunderschöne Natur
Die Männerriege in Action zwischen Abenteuer, Kultur, Kulinarischem und der beeindruckend schönen Natur.
So früh aufstehen, dass es draussen noch dunkel ist, ist für Spätschläfer eher ungewohnt. Und doch, allein sind wir nicht mehr auf der Strasse, andere sind schon auf dem Weg zur Arbeit. Noch etwas zerknittert, aber mit den besten Entfaltungsmöglichkeiten für das Wochenende, fahren wir mit dem Intercity nach Neuenburg. Kaum angekommen, stürmen wir das Hotel. Die Zimmer können noch nicht bezogen werden, aber das störende Gepäck für die Velotour dürfen wir schon mal zwischenlagern. Die reservierten Fahrräder stehen beim Schiffshafen von Neuenburg bereit, und so heisst es runter zum See, Helm und Fahrräder fassen, beides anpassen und testen.
Der erste Leistungstest bedeutet, zurück zum Bahnhof hinauf pedalen. Da den Einen oder Anderen nebst dem Kaffee auch der nötige Durchsetzungswille oder die Tretkondition zur frühen Morgenstunde fehlt, werden Velos auch geschoben und getragen. Zeitlich bestehen alle den Frühtest, und so wird mit Velo, den witterungstauglichen Kleidern und was sonst noch so dazu gehört der nächste Zug nach Môtier erklommen.
In Môtier steigt noch niemand aufs Fahrrad, sondern Programmpunkt Nr. 7 der Reiseorganisation Rütimann weist uns direkt zum Schaumweinproduzenten Mauler & Cie SA, welcher seit der Gründung im Jahr 1829 im Priorat Saint-Pierre und in einer neuen Fabrik in Môtier produziert. Das Familienunternehmen wird heute in der vierten Generation geführt, und die fünfte Generation steht bereits in den Startlöchern. Im informationsreichen Film über die Firmengeschichte wird anschaulich über Produktion und Wirtschaft berichtet. Die Testrunden des Schaumweines nutzen wir gleich als Apéro, und spätestens jetzt sind alle Teilnehmer 100 %ig wach und geistig anwesend. Nach einer intensiven Kaufrunde nach dem Motto „keine Degustation ohne Einkäufe“ verschieben wir uns ins nahe Restaurant „Les six communes“ zum Mittagessen.
Von jetzt an trennen sich die Wege der Sportler (12 Wagemutige) und der kulturell Interessierten (5 Exemplare).
Um 14 Uhr satteln wir die Velos und sichern die Ladung (Rucksäcke, Taschen, Handys und Fotoapparate). Wir rollen ohne elektrische Unterstützung, aber mit Rückenwind und gut trainierten Beinen, das Val de Travers Richtung Noiraigue hinunter. Der Radweg führt entlang des Flusses Areuse, durch Dörfer wie Couvet, Travers und eine wunderschöne Herbstlandschaft. Kurz vor Noiraigue, beim steilen Anstieg in Richtung Creux du Van, scheint es, als ob Petrus seine Wassertüren öffnen wolle. Wir sind froh, dass es bei einigen müden Regentropfen bleibt.
Mit dem zweiten Fahrradkonditionstest, welchen die Organisatoren absichtlich oder unabsichtlich einbauten, kommt bei den 12 Teilnehmern Kritik auf. Wir, die Organisatoren, hatten uns um eine paar Höhenkurven oder Höhenmeter verrechnet. Der gewählte Fahrradweg wechselt augenblicklich in eine waghalsige Crossstrecke mit sehr vielen Steinen, ungesicherten Abgründen und steilen, beinahe kriminellen Abfahrten. Wir sind derart hoch hinaufgefahren, dass weder Zug noch Fluss zu hören sind und die Schlucht ebenfalls nicht mehr sichtbar ist. Dafür gibt es einen näheren Blickkontakt zum schweizerischen Grand Canyon „Creux du Van“.
Es ist schon sehr erstaunlich, wie Ü60-Männer sich waghalsig ins Down Hill – Abenteuer stürzen können. Wirklich: „Alter schützt vor Torheit nicht“ oder „der Ehrgeiz steigert den Adrenalinausstoss“. Nach der rasanten Abfahrt nach Boudry folgen 11 km dem Neuenburgersee entlang. Auf dieser Strecke holt uns dann der Feierabendverkehr mit Zug- und Autoverkehrslärm bis zum Velodepot wieder ein. Trotz Müdigkeit und der dargebotenen Seilbahn bewegen wir uns zu Fuss vom Hafen in den oberen Teil der Stadt Neuenburg, wo sich unser Hotel befindet.
Kurz zurück zu Môtier, wo sich die Gruppe „Gemütlich“ gebildet hat. Der Besuch der Asphaltminen in Travers kommt aus zeitlichen Gründen nicht in Frage. Doch was erblickt da unser umherschweifendes Auge? Ein Australisches Museum über Aborigines-Kunst? Hier im Val de Travers? Keine Frage – das müssen wir besuchen. Da wurde eine alte Scheune hervorragend restauriert und zum Museum gemacht. Ein nach Australien ausgewandertes Schweizerehepaar zog es zurück in die Schweiz. Und hier im doch etwas entlegenen Tal wollten sie Ihre Australischen Kunstschätze allen Interessierten zugänglich machen. Ein recht langer Film gleich zu Beginn der Ausstellung bringt uns diese Kunst näher, so dass wir nun mit wirklich offenen Augen alles ansehen können.
Was wäre das Val de Travers ohne Absinth! Also ergreifen wir die Gelegenheit und besuchen anschliessend das entsprechende Museum. Von den (verbotenen) Anfängen über die Entwicklung der Geschichte bis in die heutige Zeit können wir alles erfahren. Gegen das entsprechende Münz wollen wir aber auch unsere Geschmacksnerven testen. Den einen schmeckts, den anderen etwas weniger. Der Alkoholreichste (mit 72%) lässt uns dann schon ein leichtes Husten und Keuchen abringen.
Der Bahnhof ist nah, der Zug kommt trotz Stundentakt recht bald, und so sehen wir uns bald einmal auf der sehr schön gelegenen Hotelterrasse wieder bei einem etwas alkoholleichteren Getränk. Ach ja, und der ganze Tag verwöhnte uns mit Sonnenschein.
Nach dem aktiven Sporttag geniessen wir im Hotel gemeinsam ein ausführliches Abendessen, lassen den Tag Revue passieren und diskutieren verschiedene Themen intensiv.
Das Frühstück ist um 8 Uhr vorgesehen – wieder nichts mit ausschlafen. Der Zug bringt uns pünktlich nach Buttes und der Sessellift nach La Robella. Es ist kühl, jeder ist froh um seine Jacke. Von hier beginnt der Aufstieg, für die Gruppe „Sportlich und Trainiert“ auf den Chasseron, für die Gruppe „Gemütlich“ auf die Alp Les Preisettes. Diese Alp ist bald einmal erreicht, und wir (4 Gemütliche) machen es uns wirklich gemütlich hier. Wir sitzen im Freien am runden Tisch, lassen uns etwas Flüssiges fürs Gemüt bringen und plaudern ausgiebig, nicht nur untereinander, sondern auch mit Gästen und Personal. So wird aus einer kurzen Rast schon fast ein ausgiebiger Aufenthalt, kein Wunder, wo doch hier die Welt noch in Ordnung ist.
Nun wandern wir doch noch etwas Richtung Fleurier, beschliessen dann aber nach einer halben Stunde, auf die gastfreundliche Alp zurückzukehren und zu schauen, was da so auf der Speisekarte geschrieben steht. Natürlich finden wir etwas Passendes.Im Lauf des späteren Nachmittags wandern wir zurück zur Bergstation des Sessellifts, benützen diesen zur Talfahrt nach Buttes und finden uns bald im Zug „nach Hause“, also nach Neuenburg, wo wir uns im Hotel bereit machen fürs Abendessen.
Die Kameraden, die den Chasseron „gemacht“ haben, treffen etwas später ein, und dem kulinarischen Teil des Tages steht nichts mehr im Wege. Renato Wyss schreibt über den Chasseron-Teil folgendes:
Nach der luftigen und relaxten Fahrt auf dem Sessellift nach La Robella ist Bergwandern angesagt. Nach etwa 20 Minuten gemeinsamem Aufstieg trennen sich die beiden Gruppen, die etwas Gemütlicheren in Richtung Les Preisettes und die Sportlicheren mit dem Ziel Le Chasseron. Über Weiden an leicht verdutzten Kühen vorbei, durch Wälder und steinige Hänge erreichen wir nach etwa 1½ Stunden unser Ziel, Top of Chasseron auf 1607 m über Meer. Diese Anstrengung hat sich gelohnt; dank einer guten Fernsicht ist das Panorama einzigartig. Trotzdem meldet sich der Magen, und wir verschieben uns ins nahe gelegene Hotel du Chasseron.
Im Wintergarten wurde für uns reserviert – wir bestellen à la Carte. Bei Mauler & Cie gestern hat der Eine oder Andere eine Packung Fondue gekauft – hier können wir das Produkt eins zu eins testen. Den aufmerksamen Lesern der Menukarte ist nicht entgangen, dass es hier Meringues mit Crème Double gibt. Das sieht nach Kalorien aus! Solche haben wir beim Aufstieg bestimmt auch einige liegen gelassen! Nach knapp zwei Stunden Aufenthalt auf dem Chasseron kehren wir auf einer anderen Route nach La Robella zurück. Bei diesem Kaiserwetter machen wir noch einen kurzen Halt im Garten des Restaurants de la Robellaz.
Um nach Buttes zu gelangen haben wir nun drei Möglichkeiten zur Auswahl: a) uncool: zurück mit dem Sessellift, b) auf der Strasse mit einem „Mountain Trottinett“, oder c) super cool: mit einem dickreifigen „Off Country Trottinett“. Im Tal wieder vereint besteigen wir den Zug, welcher uns nach Neuenburg zurückbringt.
Um es uns älteren Semestern etwas einfacher zu machen, treffen wir uns auch heute Sonntag wieder ab 08.00 Uhr zum Frühstücksbuffet. Danach heisst es packen, auschecken und das Gepäck in dem uns bereits bekannten Raum deponieren.
Pünktlich überqueren dann 14 wanderfreudige Männerriegler die Strasse und sind bereit, den Zug um 09.41 Uhr nach Noiraigue zu besteigen. Drei Teilnehmer organisieren sich selbst und machen sich auf, Neuenburg zu erkunden. In Noiraigue angekommen, durchqueren wir kurz das Dorf, um danach der Areuse entlang nach Boudry zu wandern. Erstes Ziel ist das Restaurant „de la Truite“ in Champ du Moulin, welches wir nach gut einer Stunde erreichen. Auf unserem Weg passieren wir die bekannten Gorges de l’Areuse, wirklich beidruckende und imposante Schluchten. Sie ist schon faszinierend, diese wilde Gegend.
Unser Reiseleiter hatte, wie es sich gehört, unsere Plätze im Restaurant reserviert und sich auf ein Menu festlegen müssen. Klar, wie der Name schon sagt, man serviert uns Truites, sprich Forellen. Diese kann man hier auf vier verschiedene Arten zubereitet haben: Entweder „au bleu“, „à la meunière“, „aux amandes“ oder „aux herbes“. Beilagen: Kartoffeln, Pommes Frites oder Reis. Niemand reklamiert, somit sind alle mit ihrer Wahl zufrieden. Der Salat ist na ja, ich ass schon Grünzeug mit mehr Vitaminen. Die georderten Getränke munden, denn beim Abmarsch sind alle Flaschen und Gläser leer.
Nach diesem leichten Lunch ist wieder wandern angesagt. Es liegen noch etwa 7 km vor uns. Die Route führt fast ausschliesslich durch den Wald – es ist somit nicht allzu heiss, die Luftfeuchtigkeit hingegen doch ziemlich hoch. Es geht auf und ab, Treppen rauf und runter, gesamthaft auf die ganze Strecke berechnet aber etwa 250 Höhenmeter bergab. Dabei überqueren wir Brücken, bewegen uns den kahlen Wänden entlang und geniessen auch hier die Schönheiten der Natur. Nach gut 1½ Stunden erreicht die erste Gruppe den Bahnhof Boudry. Es ist das perfekte Timing. Um 14.38 Uhr fahren 10 Mann mit dem Zug zurück nach Neuenburg. Vier Leute verpassen leider diesen Zug und erreichen das Hotel etwas später.
Die Sportlicheren machen sich mittlerweile im Hotel etwas frisch und geniessen die uns bis zur Heimreise verbleibende Zeit auf der Sonnenterrasse des Hotels „Alpes et Lac“. Das Grüppchen der kulturell interessierten Neuenburg-Entdecker stösst etwas später auch dazu.
Um 16.26 Uhr heisst es dann aber: Rückfahrt in Richtung Wallisellen. Pünktlich erreichen wir alle unsere Heimbasis, alle bei guter Gesundheit und mit vielen positiven Eindrücken im Gepäck.
Fazit: Sehr gute Auswahl des Hotels in Neuenburg. Interessante, spannende Region, dieses Val de Travers, mir persönlich bisher doch relativ unbekannt. Mein Dank geht auf diesem Weg nochmals an die Organisatoren.
Wir machen nicht nur tolle Ausflüge und andere Anlässe im Lauf des Jahres, sondern wir turnen jeden Mittwochabend in den Bürgliturnhallen von 20 bis 22 Uhr mit attraktiven Programmen (Schulferien und Feiertage ausgenommen). Wer uns kennenlernen möchte, kommt einfach und macht mit. Weitere Informationen und Berichte erscheinen auf unserer Website www.tvwallisellen.ch.
Text und Bilder: Ueli Gerber, Renato Wyss und Jürg Deller
Lieber Erich Rüttimann,
ein herzliches Dankeschön für die Super-Organisation der diesjährigen Turnfahrt !
Lieber Ueli, Renato und Jürg
Sehr ausführlicher, informativer und lässiger Artikel, der auch im Anzeiger von Wallisellen erschienen ist ! Bravo – händ är guet gmacht !
Herzliche Grüsse
Markus