Wieder ist es so weit – die gehorteten Papierbündel, während der letzten paar Monate bis zum letzten Blutstropfen verteidigt gegen Klau für andere Sammlungen, werden an den Strassenrand getragen, damit sie ihrem vorbestimmten Ende zugeführt werden können.
Wie oft wird unsere Tageszeitung doch in die Hände genommen! Nachdem die vielen verschiedenen Maschinen die Produktion beendet haben, liegt unsere Zeitung in einem Paket verschnürt zum Abholen bereit. Das Paket, wird von Hand ins Verteilauto oder den Feinverteilwagen geladen. Auf der Verteiltour wird das Paket geöffnet. Unsere Zeitung wandert am sehr frühen Morgen in den Briefkasten. Sie wird vom Besitzer ins Haus geholt. Sie wird gelesen, mindestens teilweise. Ein zweiter und dritter Leser greift sie sich. Sie wird auf die erste Entsorgungsbeige gelegt. Dann kommt sie auf die Beige mit anderem Papier. Darauf wird sie in den Keller getragen. Das nächste Mal wird sie in die Hände genommen, um verschnürt zu werden. Das Bündel wird nun aus unserem Blickfeld hinaus in den Schopf befördert, wo unsere Zeitung einige Wochen oder Monate liegen bleibt. Am Tag X kommt sie zum Kurzstandplatz am Strassenrand. Fleissige Hände werfen sie dann auf die Ladebrücke des Sammelwagens. Die gleichen Hände werfen sie am Sammelplatz aufs Förderband. Von da weg geht wohl alles maschinell weiter. Unsere Zeitung ist also mehr als ein Dutzend Mal in die Hände genommen worden!
Schon wieder ein neuer Sammelplatz, diesmal auf dem Parkplatz beim Gemeindehaus. Der Platz hat mehrere Vorteile gegenüber jenem der letzten beiden Jahre. Er liegt zentral, ist gross, lässt einen günstigen Verkehrsablauf zu, und nicht zuletzt liegt das neue Verpflegungs-, Pausen-, Kommunikations- und Mittagsrastlokal gleich nebenan. Es ist das Reformierte Kirchgemeindehaus, eine kleine Oase zum Auftanken in allen Belangen.
Das Transportband funktioniert tadellos, die ersten Lieferwagen kommen schon vor Beginn der offiziellen Sammlung mit voller Ladebrücke an (aus geheimen Tiefen, der Schreibende verrät nichts – niemand kommt zu Schaden). Erich und Nico verteilen die Sicherheitswesten, anschliessend gibt Erich die Fahrer bekannt. Sobald ein Name genannt wird, melden sich spontan die nötigen Helferinnen und Helfer, damit eine Sammelmannschaft komplett ist. Noch schnell das Revier in Form eines Kartenausschnitts fassen, und los geht’s.
Bald ist “meine” Ladebrücke das erste Mal voll, kein Wunder bei zwei so speditiv arbeitenden Frauen wie Irma und Yvonne. Der Ablad geht zügig vonstatten, und schon sind wir wieder unterwegs. Hier ein paar Worte mit dem Anwohner, dort ein Gruss an den Passanten, die Papierbündel füllen wieder im Nu den vorhandenen Platz, die Fingerbeeren fangen langsam an zu schmerzen, aber das gehört dazu.
Inzwischen haben die Wirtschaftsexpertinnen Sonja, Menga und Irma alles bereitgemacht für die erste Pause mit Kaffee, Kuchen, feinem Zopf und Käse. Die freundliche und helle Lokalität tut uns wohl, die Atmosphäre ist gelöst. Markus Keller waltet seines Amtes als Koordinator von seiner Kommandozentrale aus (siehe Bild).
Mit Schwung gehen wir erneut an die Arbeit. Tragtaschen sollen nicht an den Strassenrand gestellt werden, heisst es immer wieder. Das bringt uns jedes Mal in ein Dilemma, denn lassen wir sie wirklich zurück, muss mit einer Sauerei gerechnet werden, und nehmen wir sie mit, ist es auch nicht recht. Darum sind wir froh, hat es jeweils nur wenige Unverbesserliche. Lieber wäre uns natürlich, dieses Thema wäre gar nicht vorhanden.
Das Mittagessen findet gestaffelt am gleichen Ort statt wie der Znüni. Ein Partyservice hat feinen Spatz vorbereitet, sogar so viel, dass wir nicht fertig werden damit. Und wieder liegen viele köstliche, selbstgemachte Kuchen bereit, und die Kaffeemaschine von Sonja läuft auf Hochtouren. Herzlichen Dank den Spenderinnen und Spendern.
Nun geht es zügig dem Ende der Sammlung entgegen. Nochmals fahren wir alle Strassen ab, damit auch die Spätaufsteher nicht auf ihren Bündeln sitzen bleiben. Bald fährt die letzte Fuhre ein. Das Sammelergebnis ist erfreulich, auch wenn der letztjährige Wert nicht ganz erreicht wird. Wir dürfen auf abwechslungsreiche, strenge Arbeitsstunden zurückblicken, die unser Zusammengehörigkeitsgefühl bestätigt und gestärkt haben. Ohne Beschädigung von Menschen und Material, bestens organisiert, dürfen wir einen weiteren erfolgreichen Sammelsamstag buchen.
Jürg Deller