…trotzdem ein schönes Erlebnis!
Für unsere Turnfahrt am Bettsonntag-Wochenende lautete die Bestellung an Petrus: Zwei strahlende Sonnentage, nicht zu heiss, mit toller Fernsicht und trockener Unterlage! Diese Wünsche galten vor allem für den ersten Tag, da stand nämlich die Gebirgswanderung Monte Tamaro-Gradiccioli-Monte Lema im Tessiner Malcantone auf dem Programm. Nun, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: als der Zug um die Ecke von der Leventina in die Magadino-Ebene einbog, war den meisten von uns klar, dass aus dieser Wanderung nichts werden würde. Vom Tamaro sah man aus einem dichten Wolkenfeld nur gerade die Spitze, was für eine Aussicht auf Magadino und Lago Maggiore auf der einen Seite und dem Lago di Lugano auf der anderen Seite eindeutig schlechte Voraussetzungen ergab. Nur unsere beiden Spitzenathleten Ernst Bichsel und Erich Rütimann stellten Leistung vor Genuss und stiegen in Bellinzona auf dem Bummler nach Rivera um, um von dort mit der Gondelbahn Alpe Foppa und danach in einem rund 5-stündigen Marsch den Gipfel des Monte Lema zu erreichen. Die restlichen 18 „Vernünftigen“ wählten den vermeintlich einfacheren Weg und blieben vorerst bis Lugano sitzen. Nach einer kurzen Busfahrt nach Lugano-Paradiso fanden wir uns am Fusse des Luganeser Hausberges, den San Salvatore, wieder. Bei teilweise Sonne und schöner Rundsicht auf die Bucht von Lugano bewältigten wir den steilen und teilweise ruppigen Aufstieg innerhalb anständigen 2 Stunden, wobei die Ersten natürlich schon nach anderthalb Stunden oben waren! Nach einer kurzen Verschnaufpause und bei immer dunkler werdenden Wolken stürzten wir uns auf die andere Seite nach Carona wieder in die Tiefe, schnurstracks ins nächstgelegene Grotto zu einem wohlverdienten Imbiss. Kaum hatten wir es uns draussen unter einem Reben-Pergola gemütlich gemacht, öffnete Petrus seine Schleusen. Und erst nach einem heroischen Kampf mit der Wirtin – „non c’è posto dentro“ – hatten alle ihr Plätzchen auch drinnen erobert. Da alle à la carte bestellten und das Beizchen „logistisch“ nicht für einen solchen Grossandrang gerüstet war, wurde die Zeit langsam knapp, denn die Strecke über Alpe Vicania runter nach Morcote brauchte auch noch seine Zeit. Bei zum Glück jetzt wieder mehrheitlich trockener Witterung erreichten dann aber alle auf die Sekunde genau das letzte Schiff nach Lugano – am Schluss über eine unendlich scheinende Treppe mit weit über 1000 Stufen an die berühmte Kirche und Friedhof von Morcote vorbei. Mit Bahn und Postauto bewältigten wir dann noch die letzte Strecke zu unserem Hotel in Novaggio im Malcantone, wo wir unsere „Helden“ vom Monte Lema gesund aber doch etwas „gezeichnet“ begrüssen konnten. Die beiden hatten es natürlich auch super gehabt, mit Fernsicht auf Mailand, Monte Rosa und Matterhorn (sie würden sich auch gut als Fischer eignen . . .)!
Nach einer erfrischenden Dusche präsentierten sich alle wieder topfit in der Bar zum Apéro und anschliessend im Restaurant zu einem feinen Dreigänger. Und freuten sich mit einer Ausnahme auf den nächsten Tag, da der Wetterbericht für das Tessin verheissungsvoll war. Nur Walter Baumgartner konnte sich nicht mitfreuen, hatte er sich doch auf dieser verflixten unendlichen Treppe durch einen Fehltritt am Knie verletzt und musste daher für den zweiten Tag Forfait geben.
Da das Tages-Programm für diesen zweiten Tag eher mit „gemütlich“ umschrieben werden konnte, brachen wir erst gegen 10 Uhr zu unserer nächsten Station Aranno auf. Bei strahlendem Sonnenschein erreichten wir dann gegen Mittag, auf der Anhöhe Santa Maria bei Iseo, unser Hauptziel des Tages, eine gemütliche Besenbeiz – wo wir im Freien unter Maulbeerbäumen von Grilladen, ein reichhaltiges Salatbuffet sowie Käse, Salami, feines Gebäck und natürlich Wein, Bier, Kaffee und Grappa genossen und einige von uns ob der tollen Bedienung der beiden hübschen Wirtinnen ganz ins Schwärmen gerieten! Leider wurde es dann gegen 14 Uhr langsam Zeit, den letzten Teil unserer Wanderung unter die strapazierten Füsse zu nehmen – über Vernate (von wo aus wir einen grandiosen Ausblick über den Luganersee und die vielen umliegenden Dörfern hatten), Neggio nach Magliaso – mit Rücksicht auf die reservierten Plätze im Intercity (vielen Dank Bruno!) mussten wir unbedingt um halb vier dort sein, was wir dann auch locker schafften. Müde, aber nach Aussagen aller zufrieden mit dem Erlebten, erreichten wir pünktlich Wallisellen, wo die meisten von uns von strahlenden Gattinnen (die ja auch ein stressfreies Wochenende hatten!) in Empfang genommen wurden. Und freuen uns schon jetzt auf die nächstjährige Reise nach Interlaken!
Chris van der Meijden