Turnende Vereine Wallisellen

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Dieser Beitrag ist vom 20. September 2015. Kategorien: Männerriege, Turnfahrten / Ausflüge.

Turnfahrt der Männerriege 18. – 20. September 2015

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Der erste Tag

Treffpunkt ist, man wagt es fast nicht zu schreiben, um sechs Uhr vierzig. Da fängt die Morgendämmerung ja erst an. 16 Teilnehmer haben also sehr früh aufstehen müssen, allerdings mit sehr guten Aussichten bezüglich Organisation und Ziel. Was das Wetter anbelangt, bestehen noch gewisse Zweifel auf anständiges Verhalten.

Sehr praktisch und angenehm ist, dass unser Gepäck im geräumigen Kofferraum von Ueli Geigers Auto deponiert werden kann. Er bringt es gleich ins Hotel Helvetia in Müstair. Voraussetzung für diesen Service ist, dass man pünktlich am Bahnhof erscheint. Der verspätet einrückende Kamerad Rolli Graber kann ihn, den Service, nur noch mit Hilfe eines verzweifelten Handy-Anrufs sichern, der Ueli nochmals umkehren lässt.

So Richtung Linthebene giesst es wie aus Kübeln, und das angekündigte Kafi-/Gipfelithema ist noch nicht erledigt. Dem Organisator Hasi ist jedenfalls nichts vorzuwerfen, dem Petrus und der SBB schon eher. Im letzten Wagen kommt man halt als Letzter dran, das heisst, heisser Kafi zwischen Sargans und dem Umsteigebahnhof Landquart ist nicht mehr ganz optimal. Das kann ja heiter werden. Und es  wird  heiter. In Tschierv Süsom, nach weiteren 2 1/4 Stunden Bahn und Postauto, scheint die Sonne ohne Einschränkung.

Wir wandern dem Rombach entlang ohne grosse Höhenunterschiede, also sehr entspannt und zufrieden. Das Rauschen und Murmeln des Wassers hält die Strassengeräusche von uns fern, und wir geniessen die tolle Aussicht auf all die Bergspitzen und Dörfer. Nach einer guten Stunde denken die ersten, wann wohl die im Tagesrucksack mitgenommenen Ess- und Trinkwaren vernichtet werden können. Bald bietet sich ein sonniger Platz für die Mittagsrast an, und locker verstreut stärken wir uns.

Nun nähern wir uns Sta. Maria, wo die einen eine kleine Zusatzschleife mit Beizenbesuch wählen (Durst löschen ist immer gut, und genug trinken soll ja gesund sein), während die anderen den direkten Weg nach Müstair ins Hotel vorziehen. So um vier Uhr sind alle wieder vereint, Riegler und ihre Gepäckstücke, und nach dem Zimmerbezug trifft man sich auf der Terrasse zu Trank und Gesprächen. Fast so etwas nebenbei erfahren wir, dass für uns ein ehemaliger Gymilehrer um 6 Uhr einen Vortrag hält über die Biosphäre des Val Müstair. Da einige zu dieser Zeit im Hallenbad bädelen, in der Sauna schwitzen oder unter der Dusche stehen, wird der Vortrag eher knapp mässig besucht.

Um 7 Uhr abends sind dann aber alle da, denn es geht nun darum, die angekündigte feine Küche mit einem 5- Gänger zu testen. Als Wein wählen wir den vom Chef vorgeschlagenen Ripasso, der herrlich zum Hauptgericht passt (Wild, denn die Jagd hatte ja begonnen). Schlag auf Schlag folgt ein Gang dem anderen, nie mit zu viel auf dem Teller, aber immer mit der Möglichkeit, nachgeschöpft zu bekommen.

Wie es ums Zahlen geht – nur die Getränke, denn das Essen ist im Hotelpreis inbegriffen – ist immer schon ein Sponsor dagewesen. “Dem Spender sei ein Trullalla . . . .“ hört man deshalb an dieser Turnfahrt noch öfters. Wenn man also auch einmal als Sponsor auftreten möchte, muss man tifig sein. Der Schlumi bietet sich dafür bestens an. Witze machen die Runde, und der Abend klingt für die meisten vor Mitternacht aus.

Der zweite Tag

Heute wirds strenger, was die Wanderung betrifft. Doch mit einem so überwältigend positiven Anfang, sprich Frühstücksbuffet, kann gar nichts schief gehen. Am liebsten möchte man alles vom reichhaltigen Angebot probieren. Geht aber nicht, weil das Postauto pünktlich um 8:31 Uhr abfahren wird. Mit von der Partie ist Alfred Tschenett, ein Jäger aus dem Tal und ehemaliger Berufsschullehrer in Winterthur.

Den Ofenpass erreichen wir nach 9 Uhr. Besorgte Blicke wandern in die Richtung, wohin die Wanderung stattfinden soll. Nebel wird wohl die erwartete Aussicht verderben, und nach einigem Hin und Her fasst der Reiseleiter, zusammen mit dem Jäger, den Entschluss, eine andere Wanderung in die entgegengesetzte Richtung in Angriff zu nehmen. Wir sind flexibel. Was wir dabei alles verpassen, steht auf dem ausführlichen Informationsblatt, das Hasi zusammengestellt hatte. Dafür gewinnen wir anderes, was den Verlust wohl wettmacht. Wer später meint, man “hätte halt länger warten sollen, es sei ja besser geworden“, verkennt die Tatsache, dass man nie einen aktuellen Entschluss fassen kann mit dem, was die Zukunft dann gebracht hat.

Wie dem auch sei, wer mit Alfred mitwandert, erfährt sehr viel von der Gegend, der Tierwelt und der Geschichte des Münstertals. Es ist ein schöner, angenehmer Weg, mit grossartigen Arven, eindrücklichen Geländeformen und ganz toller Aussicht auf die Bergwelt. Bei einem der kurzen Halte können wir Alfreds Spezialschnaps JVA degustieren, der die Pflanze Schafsgarbe (nebst Hochprozentigem) und viel Zucker zur Herstellung benötigt.

Eine knappe Stunde vor Lü treffen wir auf unsere vorausgewanderten Kameraden im Restorant la Posa auf der Alp Champatsch, wo wir den Lunch geniessen, den uns Pierre René Grond, der Hotelier des Hotels Helvetia, mitgegeben hat. Auch in Lü kennt Alfred der Jäger natürlich die Beizerin vom „Hirschen“, wo wir auf das Postauto warten, das uns nach Müstair bringen soll.

Zeitig kommen wir im Hotel an. Die einen legen sich etwas hin, andere belegen das Hallenbad, das Dorf bietet sich an für einen Erkundigungsspaziergang, und jeder weiss, um 7 Uhr gibts wieder zu futtern. Diesmal ist aber jeder Stuhl im Restaurant besetzt: Da ist unsere Gruppe mit 16 Teilnehmern, eine mindestens gleich grosse Gruppe feiert Klassenzusammenkunft, eine dritte grosse Gruppe hat ein Familientreffen, und diverse weitere Gäste wollen essen. Wie die Belegschaft das alles unter einen Hut bringt, ist uns rätselhaft. Aber es klappt vorzüglich, obwohl die Küche recht klein ist und nicht alle das Gleiche essen wollen. Chapeau! Nachdem die intensivste Zeit vorbei ist, meldet Hasi, dass der Aufbruch am nächsten Morgen um eine Stunde später sein wird. Da sind wir aber wirklich nicht unglücklich, denn an einem heiligen Sonntag um Viertel nach fünf aufstehen liegt nicht jedem. Viertel nach sechs ist da schon viiiiel besser.

Der angekündigte Regen trifft pünktlich um 8 Uhr abends ein, was uns nichts mehr anhaben kann. Und die Vorhersage für morgen tönt gut, also können wir uns nach dem Schlummerbecher beruhigt aufs Ohr und den Kopf aufs knisternde Arvenholzkissen legen.

Der dritte Tag

Der Blick aus dem Fenster bestätigt: Der Regen ist wie vorausgesagt vorüber, ein paar Restwolken bevölkern den Himmel. Was bei uns auf rund 1250 müM Regen war, ab etwa 2200 m war es Schnee. Die verzuckerten Schneegipfel sehen wunderschön aus. Das Frühstück ist bereit. Die zu früh gekommenen werden ausnahmsweise nicht belohnt, sondern bestraft, denn die Türen bleiben bis Punkt 7 Uhr geschlossen. Gleich reichhaltig und schön präsentiert, gibt es dem Sonntagmorgen einen exzellenten Start.

Alles klappt wie am Schnürchen: Um 7 Uhr 45 ist Ueli Geiger mit seinem Auto bereit, um wieder unser Gepäck einzuladen, der Hotelbus ist in den Startlöchern für die Fahrt nach S-chanf (Schofför Ueli Geiger), Alfred Tschenett wartet mit seinem Fahrzeug nebenan, um die überzähligen Riegler aufzunehmen und die Fahrt zum Eingang des Parc Natiunal anzuführen.

Rund eine Stunde sind wir auf der Strasse unterwegs, bevor wir losmarschieren. Schon nach 2 Minuten erspähen wir das erste Tier(chen), ein Eichhörnchen. Sanft gehts  aufwärts dem Ova da Varusch, dann dem Ova da Trupchun entlang. Der Blick ist auf die Berghänge gerichtet, um hoffentlich die Hirsche zu erblicken, die man von Weitem röhren hört. Es ist Brunftzeit. Immer dort, wo eine Gruppe Wanderer stehenbleibt und in die Höhe schaut (natürlich auch “Fremde“ – man ist ja bei diesem Prachtwetter nicht allein im Nationalpark), wird wohl Wild zu sehen sein. Manchmal sieht man die Tiere von blossem Auge – die Optikhilfe bringt sie näher. Swarowsky-Fernrohre sieht man zuhauf.

Auf 1995 müM, kurz vor der Alp Trupchun, ist das Ende des vorgegebenen Weges erreicht und zugleich der richtige Zeitpunkt, um das Lunchpaket zu plündern. Hier erblicken wir eine Gruppe Murmeli, die auf unser nachgeahmtes Pfeifen aufmerksam reagiert. Den Rückweg wählen wir auf der anderen Flussseite. Alle kommen so zeitig an, dass ohne Probleme der Bus für den Transport zum Bahnhof erreicht wird und selbst noch ein Bierchen drinliegt.

Der ÖV-Rückweg nach Wallisellen findet wie erwartet ohne spezielle Vorkommnisse statt. Hier wartet auch Ueli Geiger mit unserem Gepäck – ein herzliches Danke, lieber Ueli.

Gesamtschrittzahl dieser Turnfahrt: 52’000 Schritte (Schrittzähler Hasi). Die wichtigsten Dienstleister dieser tollen Turnfahrt (wahrscheinlich nicht vollständige Liste, Reihenfolge beliebig): Private, SBB, RhB, Postauto, Restaurantspersonal, Swisscom, Hotelpersonal, Bäckerei, Ladenpersonal, interne Sponsoren, Petrus.

Die wichtigsten Nutzniesser sind wir Riegler und die Volkswirtschaft (Umsatz über den Daumen gepeilt mindestens CHF 7’000). Und wer hat das alles zu verantworten, wereliwer? Supermario – nein, Superorganisator Hasi Müller! Hasi, wir danken dir herzlich für deinen unbezahlbaren Einsatz.

       Jürg Deller

 

2 Antworten

  1. Wander212
    4. März 2016

    Tolle Wanderung. Echt tolle Fotos. Würde gerne mal mitmachen. Eure Abendessen waren auch immer etwas Besonderes mit dem Ripasso, mein Lieblingswein.

  2. Wyss Renato
    28. September 2015

    Einmal mehr ganz herzlichen Dank Jürg für Deinen, wie immer sehr unterhaltsamen und treffenden Bericht über unsere Turnfahrt. Auf diesem Weg noch einmal ein Riesen Dankeschön dem Organisator Hasi Müller, allen individuellen Sponsoren und an alle aufgestellten Teilnehmer.